Back to site

KARIES es geht sich aus LP

Image of KARIES es geht sich aus LP

12.00

KARIES es geht sich aus LP (this charming man records)

Das Intro von „Es ist ein Fest“ gaukelt trügerische Ruhe vor: die Gitarre setzt dann dissonant und zerrend ein, wie man Karies gewohnt ist. Es groovt auf eine störrische Art und Weise vor sich hin, wie man es aus frühem Noise Rock US-amerikanischer Prägung kennt oder aus den deutschen Post-Punk-Pionier-Kreisen, aus Berlin oder Hamburg 1980. Die Nervosität und Spannung befindet sich direkt unter der Oberfläche und die Band scheint beinahe zu platzen. Ich finde es immer noch irre, wie stoisch die nach vorne walzen, mit einem weiten Sound, der ganz abseits von „heavy“ funktioniert, aber trotzdem schwer und dicht klingt. Der Gesang ist noch minimaler als zuvor, aber auch melodischer in seinen Fragmenten. Ich suche nach einer Schublade und komme an bei Cold Wave, Post Punk, Old School New Wave. Nebelschwaden steigen auf und eiskalter Tau tropft das Fenster runter – innen. Man kann sich Karies vorstellen als den gemeinsamen Cousin von Die Nerven und Human Abfall, man kann aber auch eine Menge anderer Einflüsse ausmachen, No Wave von Sonic Youth und den Swans in ihren Frühphasen, oder auch Abwärts, als sie noch cool waren, dieser repetetive, stumpfe Beat, ein Basslauf, der sich einfach nicht mehr ändern will, ein schrammeliger Gitarrenlärm, der spröde und schön zugleich ist, wie eiskalte Kolossale Jugend etwa. Meine Frau verlässt grundsätzlich das Zimmer bei solch „nerviger“ Musik, man kann das tatsächlich anstrengend finden, ich aber finde das spannend, wie ein paar Leute zusammen sich so eine eigene Welt zusammenspielen können, die drängt und zieht, massiv wie ein Blockhaus, aber doch jeden Moment in sich zusammenzufallen droht. Muss man halt gehört haben. Höhepunkte sind für mich „Ostalb“, „Jugend“, „Überlegen“ und der Titelsong, aber man sollte die Platte am Stück hören, sonst verpasst man was.